Im Jahre 1922 mußte der Verein das Turnlokal Link räumen, da dort eine Werkstatt für Blechwaren errichtet werden sollte. In Ermangelung eines geeigneten Raumes kam der Turnbetrieb fast vollständig zum Erliegen. Querelen mit der Fußballabteilung wegen Anhebung der anteiligen Beiträge sowie die fortschreitende Geldentwertung sorgten nicht gerade für Optimismus. Als Folge von Unstimmigkeiten mit der Fußballabteilung wurde ab 1. Juli 1922 die Abteilung Fußball vom Turnverein getrennt.

Eine Werbeveranstaltung unter Mitwirkung des Turnvereins "Auf den Hütten", Weidenau auf dem Stiftungsfest, die gedacht war, den Zuspruch zum Verein zu fördern, brachte nicht den gewünschten Erfolg. Da die Frage eines geeigneten Turnraumes weiterhin offen war, beschloß man einen Antrag an die Gemeindeverwaltung zu stellen, bei der Planung des vorgesehenen Feuerwehrturmes einen Raum für die Turner vorzusehen. Im November des Jahres einigte man sich mit dem Wirt Scheib bezüglich der Überlassung des Saales für die Turnstunden. So konnte, wenn auch in sehr beengten Räumlichkeiten, der Turnbetrieb wieder aufgenommen werden.

Trotz schlechter Trainingsbedingungen gingen wieder einige unserer Turngenossen auf den Gau- und Bezirksturnfesten als Sieger hervor. Besonders zu erwähnen ist hier der erst 13 jährige Heinrich Lohmann, welcher zusammen mit Wilhelm Nies auf dem Bezirksturnfest einen Kranz erringen konnte.

Die Jahreshauptversammlung am 20. Februar 1923 stand ganz im Zeichen der politischen Ereignisse der letzten Tage. Der 1. Vorsitzende führte aus, daß die Franzosen und Belgier mit modernstem Kriegsgerät die Schlagader der deutschen Wirtschaft, das Ruhrgebiet, besetzt hätten. Dies alles unter dem Vorwand, Deutschland habe die Verpflichtungen des Versailler Vertrages nicht erfüllt. Deutschland ganz zu vernichten sei das Ziel der französischen Staatsmänner und sich dann als die tonangebenden ganz Europas zu machen. Er führte aus, daß durch diese Ereignisse eine unglaubliche Einigkeit im Volke entstanden sei, die auch vor den Turnern nicht haltmachen würde.

Durch die Neugründung des Tambourkorps St. Joseph und den Übertritt einiger Turngenossen des bestehenden Korps löste dieses sich fast völlig auf. Der Tambourmajor des Vereins wurde beauftragt, alles menschenmögliche zu tun, um das Tambourkorps zu erhalten, da dieses für die anstehenden Feiern und Turnfahrten unentbehrlich sei. Probleme bereitete die Frage nach der Höhe der Mitgliedsbeiträge. Bedingt durch die fortschreitende Inflation beschloß man, die Beiträge nur immer für ein Vierteljahr festzulegen.

Der Monatsbeitrag für das 3. Vierteljahr betrug nun 20.000 Mark. Wie rasend die Geldentwertung verlief, zeigt sich an der Tatsache, daß der Vorstand sich gezwungen sah, den Septemberbeitrag auf 300.000 Mark und den Novemberbeitrag schließlich auf 1.200.000 Mark zu erhöhen. Man beschloß, die eingenommenen Beiträge sofort einzusammeln und umgehend in Sachwerten anzulegen (z.B. Brennmaterial für den kommenden Winter).

Mit Einführung der Rentenmark legte man im Dezember den Beitrag auf 0,20 Goldmark fest. Der Mitgliederbestand Ende 1923 belief sich auf insgesamt 65 Mitglieder. Durch gemeinsame Anstrengung war es gelungen, das Tambourkorps wieder ins Leben zu rufen. Doch die allgemeine wirtschaftliche Lage, Not und Elend gingen nicht spurlos an dem Verein vorüber.                      

 1924 schlief der Turnbetrieb fast vollständig ein. Nur zwei sportliche Erfolge waren für dieses Jahr zu verzeichnen und zwar der 11.Preis des Genossen Nies im Zehnkampf auf dem Bezirksfest und der 11. Preis des Genossen Norbert Flenderauf dem Giller. Ende des Jahres erwog man die Auflösung des Vereins. Auf einer außerordentlichen Generalversammlung am 23.November wurde jedoch noch einmal der Geist deutlich, der den Verein bisher durch alle Wirren dieser Zeit geführt hatte. Man beschloß, alle Kräfte zu mobilisieren und doch weiterzumachen. Das Turnlokal mußte dieses Jahr wieder einmal gewechselt werden und zwar von Scheib zum dritten Male zu Link, nachdem die dort installierte Blechwarenfertigung sich als nicht lebensfähig gezeigt hatte.

1925
begann mit der Gründung einer Jugendabteilung. Bei den Bezirkskämpfen im Mai auf dem Siegener Nordplatz wurde Norbert Flender Bezirksmeister im  100m Lauf, 2. im 200m Lauf und 3. imDreisprung, Genosse OttoSchmidt Bezirksmeister im 800m Lauf und

 2. im Speerwurf. Bei den Reichsjugendwettkämpfen auf dem Siegener Jahnplatz errangen alle sechs beteiligten Jugendkämpfer den Eichenkranz. Die Gillerwettkämpfe, eine gemeinsame Turnfahrt, ein Familienfest in der Zinsenbach unter Beteiligung der beiden Tambourkorps, das Stiftungsfest und zum Jahresabschluß die Weihnachtsfeier waren Höhepunkte dieses Jahres, die den Verein wieder zusammenschweißten.

Auf dem im Januar 1926 stattfindenden Bezirksturntag im Lokal Scheib erhielt der Verein zum zweitenmal die Ausrichtung des Bezirksturnfestes übertragen. Dieses fand dann nach intensiver Vorbereitung unter Mitwirkung der Dorfvereine und Anteilnahme der ganzen Gemeinde auf dem Sportplatz statt. Bei den Wettkämpfen konnte der Verein wieder einige Siege erringen. Die Anwesenheit des Gründers und Ehrenvorsitzenden Max Hummitzsch trug mit dazu bei, daß das Fest ein voller Erfolg wurde.

Im November konnte unter Mitwirkung der Dorfvereine das Kriegerdenkmal eingeweiht werden, welches auf seiner Gedenktafel auch so manchen Namen eines Turngenossen trug. Für 20 jährige Tätigkeit auf Vorstandsebene bekam   Karl Krayvom Kreis der Deutschen Turnerschaft der "Kreis-Ehrenbrief ".

 1927 stand im Zeichen des weiteren Aufbaus. Der Gedanke, eine eigene Halle zu besitzen, zog sich wie ein roter Faden durch die Protokolle dieses Jahres. Die für diese Frage zuständige Kommission hatte vom der Haubergsgenossenschaft wenigstens schon einmal einen Platz auf der Schläfe auf 99 Jahre kostenlos gepachtet. Das neben den Bezirks- und Gaufesten zur lieben Pflicht gehörende Gillerbergfest konnte dieses Jahr nicht besucht werden, weil an diesem      Sonntagmorgen in Tiefenbach ein Feuer ausbrach und das Haus des Albert Heinbach einäscherte. Als echte Turner hatte man hier Hilfe zu leisten, um wenigstens die Nachbarhäuser zu schützen. Ein herausragendes Ereignis war die Anschaffung eines neuen Barrens.

 1928 beteiligte sich der Verein mit einer Riege am 14. Deutschen Turnfest in Köln. Das Gillerbergfest konnte aus Termingründen dieses Jahr wiederum nicht besucht werden. 1929 konnten dann, bei reger Beteiligung, einigen Siegerkränze errungen werden.